Mikrorechnerbausatz Robotron Z1013
Beim Z1013 handelt es sich um einen Einplatinenrechner mit U880 (Z80) Prozessor. Der Rechner wurde seit 1985 in der DDR für kleine Betriebe und den Bevölkerungsbedarf angeboten. Mit einem Preis von unter 1000 Mark wurde er für viele der erschwingliche Einstieg in die Welt der Mikrorechner. Ein KC85 kostete damals mehr als das Vierfache.
Das Gehäuse, die Stromversorgung und die Tastatur mussten allerdings selbst erstellt werden (eine teilweise beiliegende Folientastatur war nur ein Notbehelf für den Anfang). Die weiterhin notwendige Peripherie fand sich dann ggf. schon im Haushalt: Ein Fernseher wurde zum Computermonitor und ein Kassettenrekorder zum Massenspeichergerät.
Die Arbeit am Z1013 führte seine Anwender relativ schnell tief in den Aufbau und die Funktionsweise eines 8-bit Mikrorechners ein. Das war ein Vorteil seiner einfachen Struktur. Die Kenntnis der hexadezimalen Speicheraufteilung und der Betriebssystemfunktionen war für jeden Anwender notwendig. Viele lernten mit dem Gerät in Arbeitsgemeinschaften sogar maschinennahe Programmierung in Assembler. Für die, die weniger tief einsteigen wollten, gab es einen Basicinterpreter. Das Bild rechts ist während eines Computerkurses im Bezirksausbildungszentrum Radiosport der GST in Magdeburg aufgenommen worden. Zu sehen sind mehrere Z1013 in unterschiedlichen, selbstgebauten Gehäusen, die teilweise an den KC 85/1 bzw KC 87 erinnern. Als Speichergeräte sieht man zwei Geracord. Rechts ist noch ein flacher EPSON LX-86 Nadeldrucker zu sehen. |
Waren die ersten Schritte am Z1013 getan, entstand sehr schnell der Drang nach Erweiterungen. Hierfür lieferte Robotron einige Erweiterungskarten, die durch die Anwender teils selbst bestückt und aufgebaut wurden. Weitere Anregungen fanden sich in einigen Zeitschriften der DDR wie Funkamateur oder Practic. Jeder Z1013 ist letztlich ein Unikat.
Den Z1013 für mein Museum bekam ich von einem Funkamateur, der ihn Ende der 80-er bis Anfang der 90-er Jahre betrieblich und privat nutzte. Er war in seiner Ausbaustufe etwas Besonderes. Auf dem Bild finden sich oben ein Thermodrucker K6304, darunter der Z1013 selbst, darunter ein Modulgehäuse mit Busverstärker und eigener Stromversorgung. Die Tastatur ist eine umgebaute K7669, das Speichergerät eine Geracord GC 5001 LCR Datatsette. Vorn befindet sich noch ein selbstgebauter Eprombrenner, der über eine PIO Karte im Modulgehäuse am Systembus des Z1013 hängt. Über die Kodierstecker wurde der jeweilige Epromtyp auf dem Brenner eingestellt.
Rechts sieht man den offenen Z1013. Mit 64k Speicher ist er das gut bestückte letzte Modell der Reihe. Der Prozessor taktet mit 2 MHz. Wie bei vielen anderen Z1013 wurde zunächst die Stromversorgung und eine V24 Drucker-Anpassung für den User-Port in einem selbstgebauten Gehäuse untergebracht. Dazu kommt eine 8x8 Matrix Anpassung für die Tastatur und ein zusätzlicher Video-Ausgang für das Rechnerbild. Als Betriebssystem (Monitor-programm) fungiert ein DC2+. Es enthält neben der nützlichen Headersave-Erweiterung auch einen von mir sehr geschätzen kleinen ASCII-Viewer für die Speicherinhalte. Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit Programm-Namen in das Help-Menue einzubauen und sie per Kommandoaufruf oder Cursor zu starten (siehe Video). Für Amateurfunkanwendungen bekam er noch eine Anpassung für den Betrieb von RTTY. Hierbei handelt es sich um Funkfernschreiben, die Übertragung von Text erfolgt als serielles binäres Funksignal, die Kodierung und Dekodierung übernimmt hier der an das Funkgerät angeschlossene Z1013. So klingt der Fernschreib-Text dann im Äther: |
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Das zusätzliche Modulgehäuse wurde am Systembus angeschlossen. Hier stehen nun insgesamt ganze 9 Erweiterungssteckplätze zur Verfügung. Drei Steckplätze stehen für ROM-Karten ab Adresse 8000 und drei weitere Plätze für ROM-Karten ab Adresse C000 zur Verfügung. Die Besonderheit ist hier, das jede der ROM-Karten derart umgebaut wurde, das sie über Signalleitungen der Tastatur (5P) aktivierbar ist. Es wird dadurch möglich, unter den gesteckten ROM-Modulen per Tastatur jeweils eines für die Adresse 8000 bis BFFF (16 kB) und eines für die Adresse c000 bis E7ff (10 kB) auszuwählen. Die Tastatur wurde so erweitert, das man mit ihr die ROM-Karten des Modulgehäuses auswählen und aktivieren konnte. Auf diese Weise wurden für den Rechner ein Bestand von 78 kB ROM nutzbar, aus dem immer 26 kB ROM Speicher ausgewählt werden konnten. |
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Ein Textprogramm war damals etwa 8 kB groß, ein Datenbankprogramm etwa 2 kB, der BASIC Interpreter 10 kB, Ein Spiel z.B. 8 kB. Jedes der Programme war in einem Bruchteil einer Sekunde geladen. Das Betriebssystem auf dem 4 kB großen Board-ROM natürlich ebenso. Alles in allem konnte man also sehr effektiv mit dieser kleinen Maschine arbeiten. Wir wollen aber nicht vergessen, dass die ROM-Daten natürlich unveränderlich waren und erst einmal auf den EPROM gebrannt werden mussten. Die bearbeiteten Texte oder Datenbanken mussten, wenn sie veränderlich sein sollten, weiterhin auf das Magnetband gespeichert werden. Das war aber gar nicht so anfällig, wie man glauben könnte. Ich habe hier alte ORWO-Kassetten, die mehr als zwanzig Jahre nicht mehr verwendet wurden. Lesefehler sind dennoch weitaus seltener als bei manchen alten Disketten. |
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Vielen Dank an die Funkamateure Herrn Helmut Schrader (DL6CWR) und Herrn Bernhard Villwock (DM2DXG) für die technische Beratung und das historische Foto sowie an Volker Pohlers für die Disassemblierung des DC2+!